Report des Fussballcamps mit den Strassenkindern


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Vom 10. Dezember bis 14. Dezember 2015 durften 30 Strassenkinder von Kawangare (ein Slum in Nairobi) in ein sportliches Camp in Kajiado (Massai-Land) gehen. Dieses Camp wurde durch Futsal Masters finanziell ermöglicht. Während diesen Tagen erlebten viele Jungs nach langem wieder sichere Nächte und erhielten regelmässig Essen. Das Camp war von lachenden Gesichtern und vielen sportlichen und musikalischen Ereignissen geprägt. Am Donnerstagmorgen, um 10 Uhr trudelten die Strassenjungs auf dem Vorhof der Kirche ein. Sie begannen sich gleich zu waschen und ihre Kleider zu säubern. Nachdem alles (Matratzen, Decken, Hygieneartikel, Essen, Wasser, etc.) gepackt war und wir zusammen Mittag gegessen haben, wurden die Regeln (besser gesagt eine einzige und die wichtigste Regel) besprochen: keine Drogen! Wir fragten nochmals, ob sie dazu bereit waren (denn es war kein Zwang, in das Camp zu kommen). Geplant war, dass wir 25 Strassenjungs mitnehmen, Fakt war, dass sich es in der Gegend herumgesprochen hat und wir schlussendlich 37 Jungs hatten, welche mitkommen wollten. Einzelnen Jungs, welche dem Fikisha-Team nicht bekannt waren, konnten nicht mitkommen. Als der Bus endlich eintraf – nach zwei Stunden Verspätung und die Jungs aber sicher langsam ungeduldig waren und dachten, dass es gar kein Camp gibt –, wurden die Jungs von Kopf bis Fuss nach Drogen abgetastet, bevor sie in den Bus einsteigen konnten. Einzelne Jungs probierten trotzdem Drogen zu schmuggeln, indem sie Glue (eine Leimstoffartige Droge) in den Bus warfen. Ein Junge verschwand dann plötzlich und kam nicht mit, da er merkte, dass es uns sehr ernst war mit der Regel «keine Drogen». Nach circa zwei Stunden Fahrt kamen wir, 30 Strassenkinder und 5 Leiter, im Massai-Land, Kajiado, an. Der Raum der Dorfkirche wurde als Schlafsaal benutzt und die Küche war das Schlafzimmer von uns Leiter/innen. Da wir mit viel Verspätung ankamen, war an diesem Abend kein Programm mehr angesagt. Nach dem Abendessen schliefen die Jungs schnell ein. Für viele war es ungewöhnlich auf einer Matratze mit einer Decke in einem Raum zu schlafen, wo es ruhig war. – Sicherheit während sie schlafen, kennen viele nicht.
Das Vogelgezwitscher und die Stimmen der Jungs weckten uns Leiter/innen am nächsten Morgen um circa 5.30 Uhr auf. Die Knaben sind sich gewöhnt früh aufstehen, da sie normalerweise den Schlafplatz verlassen müssen, bevor die Eigentümer (des Platzes) kommen. So hiess es für uns Leiter auch – AUFSTEHEN! Zuerst gingen wir alle eine Runde joggen. Kaum zurück, wurde geduscht und geputzt – und das, ohne viel sagen zu müssen. Nach dem Frühstück wurde gesungen und getanzt. Anschliessend wurden die Jungs in Gruppen eingeteilt und diskutierten über ihre Zukunft, welche Wirkung die Drogen auf sie haben und wie sie etwas verändern können. So sind sich viele Jungs bewusst, dass die Drogen schädlich sind, jedoch sagen sie, dass sie ohne Glue den Strassenalltag nur mühsam überstehen würden. Es wurde auch besprochen, wie die einzelne Schritte zum Ziel (nicht mehr auf der Strasse zu leben) aussehen könnten. Nach dem Mittagessen spielten wir auf einem Fussballfeld einer nahe gelegenen Schule Fussball. Im Verlaufe des Spieles kamen immer mehr Massai-Kinder dazu, welche neugierig den Match der «Fremden» verfolgten. Einzelne Kinder spielten dann gleich mit, während andere die Esel und Geissen vom Feld jagten. Nachdem der Match fertig war, spielten wir gleich nochmals ein Spiel gegen eine «Massai- Fussballgruppe». Mit ihrer Ausrüstung, Fussballschuhe, etc., wie mit ihrem Aufwärmprogramm, haben sie uns ein wenig eingeschüchtert. Nichtdestotrotz bildeten wir eine Mannschaft und siehe da – wir konnten gut mithalten. Fünf Minuten vor Schluss, schossen die Massai’s ein Tor und somit verloren wir mit 0:1. Wenn man dieses Spiel mit einem Spiel vor einem Jahr am Turnier vergleicht, kann gesagt werden, dass sie viel besser geworden sind. Einerseits hatten sie keine Drogen konsumiert, waren dadurch aktiv und ihre Reaktionsfähigkeit war viel schneller und anderseits haben sie durch die einzelnen Trainings, welche sie während dem Jahr hatten, ihr Zusammenspiel verbessert. Während wir Leiter danach nudelfertig waren – spielten die Jungs im kleinen Rahmen nochmals Fussball. Es scheint als konnten sie nicht genug bekommen. Im Verlauf dieses Tages hatten dann aber drei Jungs mit Entzugserscheinungen zu
kämpfen. Die Symptome waren bei allen verschieden und unregelmässig. Die anderen Jungs kümmerten sich um diese, brachten Wasser und deckten sie zu – ein rührender Moment. Ein Junge brachten wir später zur Untersuchung ins Spital, da die Symptome immer stärker wurden und unsere Mittel und das Knowledge darüber ausgeschöpft waren. Mit Medikamenten konnten die Entzugserscheinungen dann eingedämmt werden. Nach dem Abendessen stellten wir den Beamer in der Kirche auf und jene Jungs, welche noch nicht eingeschlafen sind, schauten einen Film. So ging ein freudiger, sportlicher Tag mit wenigen Zwischenfällen zu Ende. Neuer Tag, neue Energie – so soll es zumindest heissen. Naja, als die Boys wach waren, hatte keiner die Lust und die Energie joggen zu gehen und wir Leiter, waren gar nicht mal so unglücklich. Nach dem Morgenessen warteten wir auf den Massai, der uns den Weg für einen längeren Spaziergang zeigen sollte. Ja, – Spaziergang – in Wirklichkeit zeigte uns der circa 70-jährige Mann einen Weg hinauf zu einem Berg und so waren die Wege auch ungefähr so steil, dass wir fast kletterten. Nachdem wir nach circa eineinhalb Stunden und gefühlten 3 Stunden zuoberst ankamen, wurden wir mit der einer wunderschönen Aussicht über das Massailand, Kajiado, belohnt. Als wir mit zitternden Knien und schwitzenden Köpfen wieder zurück waren, verschlungen wir das Mittagessen. Nach dem Mittagessen wurde relaxt und gespielt. So lernten sie das Spiel UNO und Twister kennen und andere probierten verschiedene Kartenspiele mit den Jasskarten aus. Am Abend tanzten, lachten und sangen wir bei einem Lagerfeuer. Es war ein wunderschöner Abend mit so vielen lachenden Gesichtern.

Am Sonntagmorgen hiess es, alle Sachen zu packen und die Kirche sauber herzurichten, da der Gottesdienst stattfand und wir nach diesem abreisten. Die Massais nahmen die Strassenkinder herzlich in ihrer Kirche auf und beteten und sangen für sie. Die Strassenkinder wollten einerseits nicht nach Hause (zurück auf die Strasse) gehen – da sie dort nicht die Sicherheit und nicht genügend Essen haben und anderseits wollten sie auch wieder zurück aufgrund der Freiheit. Es hat sie aber vor allem auch eingeschüchtert, als sie gesehen haben, welche Entzugserscheinungen hervortreten können und was die Droge mit ihrem Körper macht. Zurück im regnerischen Kawangare, packten wir die Sachen aus und die Boys gingen zurück auf die Strasse.

«Dienstagmorgen, der wöchentliche Treffpunkt mit den Strassenkindern in Kawangare. Vor dem Mittagessen wurde über das Camp gesprochen, was dies bei ihnen bewirkt hat, was die Highlights und Tiefpunkte waren. Spannend für mich war, dass die zwei Jungs, welche die heftigsten Entzugserscheinungen hatten, zurück zur Familie gehen wollen. Einzelne Boys sehen auch am Dienstag noch fit aus – sie haben keine Drogen oder wenn, dann nur wenig konsumiert. Vier von den Boys wollen nun zurück zur Familie gehen und fragten uns, ob wir mit den Familien Kontakt aufnehmen können. Es wurde gesagt, dass sie nach langem wieder sichere Nächte erlebten und sich entspannen konnten. Auch schätzten sie es sehr, regelmässig Essen gehabt zu haben und Fussball zu spielen. Sie nehmen sehr viele positive Erfahrungen mit und freuen sich auf ein nächstes Camp. Es war das erste Mal, dass ein Camp mit den Strassenkindern durchgeführt wurde und definitiv nicht das letzte Mal!»

Céline Marfurt

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